Der Mensch ist von Grund auf faul. Und ich bin einer davon. Jahrenlang habe ich dagegen gekämpft, bis ich das Erfolgsrezept fand: Auf jede Anstrengung folgt Entspannung. Eine Wanderung durchs Paznauntal und eine erstklassige Massage im Trofana Royal in Ischgl haben mir die Augen geöffnet.

Der Kampf mit der Müdigkeit findet täglich statt.
Der Kampf mit der Müdigkeit findet täglich statt

Warum tun wir uns das eigentlich an? Ich meine nicht das Arbeiten prinzipiell – immerhin braucht jeder Geld, um leben zu können. Ich meine das Überarbeiten. Wir kämpfen uns von Tag zu Tag, von Kaffee zu Kaffee, rennen von Bus zu Bus oder kriechen von Tür zu Tür. Wir stürzen uns in die Nikotinsucht oder züchten Kakaobohnen für unseren immensen Schokoladenbedarf, um dem Chef Argumente für die kurze Flucht in der Arbeitszeit vor dem alltäglichen Bürostress liefern zu können. An den Abenden können wir vor lauter Ausgelaugtheit nur auf unseren Couchen liegen, um völlig genusslos Essen in uns zu stopfen und sinnentleert in einen Kasten mit bewegten Bildern zu starren.

Dass das alles nicht gesund sein kann, wissen wir. Trotzdem wundern wir uns, wenn wir übergewichtig, unkonzentriert und faul werden. 

Der Tag, an dem der Strom ausfiel

Schon klar: Nicht allen geht’s so und man darf das nicht verallgemeinern. Mir ist es vor ein paar Jahren jedenfalls so gegangen. Ich war förmlich nicht mehr ansprechbar. Ein Zwicken hier, ein Zwacken da, von der Verspannung im Nacken rede ich gar nicht. Getreu dem Motto “Das geht schon”. Es ging ja auch. Bis zu jenem Tag, an dem der Strom ausfiel (und das meine ich wörtlich).

Die drei Stockwerke ins Büro waren eine Herausforderung für mich.
Die drei Stockwerke ins Büro waren eine Herausforderung für mich

Ich musste die drei Stockwerke ins Büro zu Fuß erklimmen. Ein Wahnsinn! Schon im ersten Stock fühlte ich mich so, wie sich Extrembergsteiger Christian Stangl 2010 auf dem K2 gefühlt haben muss (ich habe leider kein Foto gemacht).

An diesem Tag fällte ich einen Entschluss: Es reicht. Wie gut, dass meine beste Freundin Anna von meinem Stufen-Drama hörte. Sie schlug mir vor, am Wochenende mit ihr “Wandern und Wellnessen” zu gehen. Ich sollte mich überraschen lassen. Ich war skeptisch, sagte aber zu.

Eine andere Welt

Wir fuhren nach Ischgl. Das legendäre Bergdorf hat, wie eine kurze Recherche ergab, nur 1563 Einwohner, dafür aber 10.600 Betten. Ich freute mich in erster Linie auf die Betten.

Ehe ich mich versah, befanden wir uns in einer anderen Welt. Schon die Straße ins Paznauntal war imposant. Rechts und links von uns schossen Bergriesen in die Höhe, neben uns schlängelte sich ein Bach (die Recherche ergab: Trisanna) ins Tal. Begleitet von strahlendem Sonnenschein kamen wir in Ischgl an. Zu schön, um wahr zu sein?

Als wir aus dem Auto ausstiegen, war es um mich geschehen. Klare Luft, klarer Himmel, klarer Kopf – es war, als hätte mich das Alpendorf mit einem Zauber belegt. Ich war plötzlich zum ersten Mal seit Monaten motiviert, im Freien etwas zu machen. Völlig beflügelt von der Umgebung starteten wir also mit der Silvrettabahn in luftige Höhen… von wegen.

Anna zerstörte meine Illusionen: “Wir gehen zu Fuß.” Und schon war der Anflug von Motivation vergessen. Ich beschloss, mich meinem Schicksal zu fügen und ausnahmsweise nicht zu jammern.

Ein Ausblick wie im Märchen

Der Rundwanderweg, den wir entlang gingen, brachte mich überraschend schnell auf positive Gedanken. Er führte uns ein Stück talauswärts. Beim Silvretta-Parkplatz spazierten wir beim Funpark und dem Wasserspielpark “Sandli” vorbei, bis wir beim Weiler Paznaun angekommen waren. Kurz vor der Silvretta Bikeacademy ging’s rechts hinauf, wo uns ein wunderschöner Blick über Ischgl erwartete. Mit so viel Idylle hatte ich nicht gerechnet. Schade, dass uns unsere Route nach etwas über einer Stunde schon wieder zum Ausgangspunkt zurück führte.

Am liebsten wäre ich noch stundenlang weitergegangen. Anna empfahl mir aber, meine “nicht vorhandenen Muskeln” nicht zu überanstrengen und mir die gebliebene Motivation fürs nächste Mal aufzuheben. Sie hatte recht – ich spürte jetzt schon jede Faser meines Körpers. 

Unendliche viele Möglichkeiten

Voller Vorfreude auf meine geliebte Couch hastete ich zum Auto zurück, wo Anna mir eröffnete, dass wir den angenehmsten Programmpunkt des Tages noch vor uns  haben. Anna und ich machten Halt im Trofana Royal. “Im Ernst?”, fragte ich ungläubig.

Wir besuchten noch das Trofana Royal
Wir besuchten noch das Trofana Royal

Mir war das Hotel durchaus ein Begriff: Nämlich “der” Inbegriff für Erholung, Luxus und Exklusivität. Im 5 Sterne Hotel wurden wir schon erwartet. Mit unglaublicher Herzlichkeit wurden wir in unserer Wanderkluft empfangen und in den Beauty-Bereich begleitet, wo uns zwei sehr freundliche Masseurinnen willkommen hießen. Langsam fiel es mir schwer, meinen überraschten Gesichtsausdruck zu verstecken.

Unglaublich, wie viele unterschiedliche Arten es gibt, jemanden zu massieren: Ganzkörper-, Teilkörper-, Rücken-, Fußreflexzonen-, Aromaöl- und Kombimassagen werden im Trofana Royal angeboten. Auch Lymphdrainagen und Kinesio Taping stehen für das Beauty-Team auf der Tagesordnung. Anna hatte zum Glück schon rechtzeitig individuelle Massagen für uns gebucht.

Es war wie im Traum

An dieser Stelle muss ich eines vorwegnehmen: Traumhaft. Einfach nur traumhaft. Es klingt vermutlich übertrieben, was ich zur Massage an sich zu sagen habe – aber ich meine es vollkommen ernst: Jene 50 Minuten, in denen ich auf dem weichen Massagetisch lag, fühlten sich an, wie es sich im Himmel anfühlen muss. Ich hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, mir über die Arbeit (oder sonst irgendwas) Gedanken zu machen. Viel zu beschäftigt war ich damit, mich zu entspannen.

Mir war nicht bewusst, wie beflügelnd eine Massage sein kann.
Mir war nicht bewusst, wie beflügelnd eine Massage sein kann

Ich hatte mich vorher schon ein paar Mal massieren lassen. Aber so etwas hatte ich noch nie erlebt. Die Ruhe, die die Masseurin ausstrahlte, übertrug sich durch ihre warmen Hände auf meinen Rücken. Es war wie Magie! Das Ambiente im Raum trug seinen Teil dazu bei. Ich war plötzlich vollkommen im Reinen mit der Welt und konnte spüren, wie sich die Verspannungen in meinem Kreuz langsam verabschiedeten.

Der kalte, ungemütliche und stressige Alltag war plötzlich in so weite Ferne gerückt, dass ich das Gefühl hatte, er existiert nicht mehr. Meine gesamte Wahrnehmung konzentrierte sich auf die wohligen Berührungen der Masseurin. Sie gab mir das Gefühl, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nur auf mich gewartet – so hingebungsvoll machte sie ihren Job. Ich war angekommen und wollte nie wieder weg. 

„Ich will wieder ins Trofana Royal“

Leider gehen auch die längsten 50 Minuten irgendwann zu Ende. Als ich vom warmen Massageraum in die kalte Realität entlassen wurde, war ich ein neuer Mensch. Die “Anstrengung” vom Wandern spürte ich zwar immernoch in sämtlichen Knochen, aber sie fühlte sich auf unerklärliche Weise gut an. Vielleicht lag es daran, dass ich wieder aufrecht gehen konnte, ohne mich vor Rückenschmerzen zu krümmen.

Anna dürfte das genauso empfunden haben. Als wir uns nach der Massage im Hotel-Foyer trafen, verabschiedete sich der Rezeptionist mit einem allwissenden Grinsen bei uns. Wie wir wohl aus ausgesehen haben? Wir vermuten: Ziemlich entspannt.

Und nun?

Mein persönliches Fazit ist folgendes: Nach der Massage ist vor der Massage. Ich habe keine Lust mehr, mich in Pseudo-Schönheitstempeln herumzutreiben, wo mir ziellos teure Kosmetikbehandlungen aufgeschwatzt werden, während jemand völlig unbeholfen und semi-professionell an meinem Rücken herumreißt. Ich weiß jetzt, dass es auch anders geht und dass es Orte gibt, an denen hohes Niveau groß geschrieben wird.

Ich möchte keine Fließband-Behandlung mehr, deren einziges Argument ein niedriger Preis ist. Im Trofana Royal habe ich gelernt, wie sich Wertschätzung anfühlt. Das möchte ich nicht mehr missen.

Auf jede Anstrengung folgt Entspannung und umgekehrt.
Auf jede Anstrengung folgt Entspannungund umgekehrt.

Nicht falsch verstehen: Ich möchte mich auch nicht mein restliches Leben lang nur noch massieren lassen. Ich habe festgestellt, dass es einer Anstrengung bedarf, um die anschließende Entspannung richtig genießen zu können. Seit meinem Ausflug nach Ischgl verlasse ich meine Wohnung regelmäßig, um die Natur kennenzulernen und meinen Körper zu fordern. In Ischgl war ich seither vier Mal – zum Wandern und Erholen, natürlich im Trofana Royal. Ich habe es nie bereut. Es funktioniert nämlich. Die Arbeitstage vergehen schneller, ich bin vorfreudiger, motivierter und vor allem: nicht so gestresst wie früher.

Für mich ist klar: Ich komme wieder. Ischgl hat mir in Sachen Entschleunigung die Augen geöffnet. Das, was mir dort geboten wurde, ist etwas Besonderes. Und ich finde, es ist das Besondere, das unseren sonst so gewöhnlichen Alltag lebenswert macht.

Übrigens: Ich wohne im zwölften Stock und trainiere fleißig für den nächsten Stromausfall. Der Fahrstuhl bleibt immer öfter unbenutzt.